Facebook als umfassendes Menschheitsverzeichnis

Seit Mai 2009 kann man bei Facebook neben dem Beziehungsstatus auch Angaben zu Familienmitgliedern machen. So lässt sich bei den allgemeinen Informationen von Personenprofilen angeben, welche Facebook-Mitglieder die eigenen Eltern, Geschwister oder Kinder sind:

Facebook als umfassendes Menschheitsverzeichnis

 

Diese Möglichkeit finde ich vor allem deshalb spannend, weil sie sich weiterdenken lässt. Letztlich sind solche Angaben ein erster Schritt hin zur Erstellung eines Verzeichnisses, das nicht nur freundschaftliche und berufliche Beziehungen abbildet, sondern auch Verwandtschaftsbeziehungen bis hin zu Stammbäumen, wie sie sich bisher über Plattformen wie verwandt.de mehr oder weniger gut darstellen lassen.

Bisher nicht enthalten sind bei Facebook Angaben zu Großeltern. Doch das ist nur eine Momentaufnahme. Je länger Facebook bestehen wird, desto naheliegender wird es werden, auch tote Personen mit einzubeziehen. Denn auch die Eltern der heutigen Mitglieder und diese Mitglieder selbst werden einmal sterben und was dann? Wer hat dann die Rechte, diese Profile zu pflegen? Die Erben? Ein Thema, das nicht nur für Facebook, sondern für sehr viele Web-Plattformen relevant ist und für das bereits Lösungen entwickelt werden.

Wenn diese Zugriffsrechte jedoch geregelt wären, könnte man auch von vornherein das Anlegen von Profilen für Tote zulassen. Das fände ich sehr spannend. Denn bei Wikipedia bspw. dürfen nur “Profile” für nach bestimmten Kriterien als wichtig eingeschätzte Personen angelegt werden. Der gemeine Bürger wird dort nicht erfasst. Anders bei Facebook. Dort hat heute mehr oder weniger jeder ein Profil. Warum also nicht auch jeder Verstorbene? So könnte über die Zeit eine Plattform entstehen, die nichts weniger als ein umfassendes Abbild der Menschheit ist, was ich sehr faszinierend finde. Entstehen könnte ein Netzwerk all derer, die bisher auf der Erde gelebt haben – soweit sich das rekonstruieren lässt.

Für unsere Nachfahren könnte also der missliche Umstand vermieden werden, dass man nicht mal mehr genau weiß, wer die eigenen Ururgroßeltern waren. Doch nicht nur, dass man dadurch künftig all seine Verwandten kennen würde. Man kennte auch mehr über sie, als nur deren Namen und Lebensdaten, nämlich deren Hobbies, Lieblingsfilme und all das, was man heute so nebenbei von sich in den Netzwerken preis gibt.

Diese Vorstellung zeigt aber auch, wie wichtig unser Verhalten heute im Internet ist. Es prägt das Bild, das unsere Nachkommen von uns haben werden, was ich viel bedeutender finde als den Umstand, ob ein Partyfoto uns kurzfristig die Jobsuche erschweren könnte. Wir prägen heute durch unser alltägliches Verhalten im Netz das Bild, welches unsere Nachkommen noch in Jahrhunderten von uns haben werden.

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