Interview: Profi-Blogger Sascha Pallenberg von Netbooknews über Erfolg mit Social Media

Im deutschsprachigen Raum gibt es zwei Dinge, die sehr kritisch betrachtet werden: Social Media im Allgemeinen und Blogs im Besonderen.

Vor ein paar Wochen musste beispielsweise Matthias Schwenk bei CARTA feststellen: Die Medienkrise ist auch eine Krise der kommerziellen Blogs

Sascha Pallenberg

Diesen Beitrag kommentierte Sascha Pallenberg wie folgt:

Wer es dennoch auf lange Sicht erfolgreich (das meine ich jetzt erst einmal finanziell, denn erfolgreich von den Inhalten sind durchaus auch eine ganze Menge anderer Blogs) durchziehen will, sollte ganz schnell einen grossen Bogen um die deutsche Blogosphaere und Vermarkter-Szene machen, denn die hinkt bis auf wenige Ausnahmen um Jahre zurueck.
Das liegt an der persoenlichen und unkooperativen Arroganz der deutschen Blogger und der gesamten Medien-Szene. Ausserdem scheinen immer noch zuviele Blogs erfolgreiche Konzepte aus den Staaten kopieren zu wollen. Funktioniert nicht wirklich und wenn ja, dann doch eher nur temporaer.

Doch wie kommt Sascha Pallenberg dazu, einen solchen Kommentar zu schreiben, und wer ist das überhaupt? Er selbst beschreibt sich so:

mobile techblogger who travels between Europe,Taiwan and the West Coast. In addition to this Sascha provides keynote addresses and motivational speeches.

Der aus Dortmund stammende Sascha Pallenberg ist einer der wenigen Blogger, die im digitalen deutschsprachigen Raum professionell bloggen, also davon leben können. Er betreibt u.a. die Blogs Netbooknews.de und Netbooknews.com, womit sein Thema auch schon genannt ist: Netbooks. Das macht er so erfolgreich, dass er von Robert Scoble als der Netbook King bezeichnet wird. Wer Sascha in Aktion sehen möchte, sollte sich dieses unterhaltsame Video (11 min.) anschauen, das zwar schon ein paar Monate alt ist, aber von seiner Kenntnis zeugt.

Sascha Pallenberg hat den Vorläuferblog von Netbooknews.de im Dezember 2007 gegründet. Das war seine Ausgangssituation:

Kurz zu meiner persoenlichen Situation in der ich mich im Dezember 2007 befand (auch wenn es fuer viele uninteressant ist aber es ist eng mit Eee PC News verknuepft). Ich habe fuer ein Bostoner Startup gearbeitet und war im Bereich des Produktdesigns und Marketings eingesetzt. Wer schon einmal in nem Startup gearbeitet hat, koennte auch sagen, ich war Maedchen fuer alles. Ich wohnte zu dem Zeitpunkt seit nem Jahr in Rancho Cucamonga, was oestlich von LA liegt und war mit meiner beruflichen, als auch persoenlichen Situation sehr zufrieden. Ich durfte viel nach Asien reisen, hab die USA kennengelernt (von Boston nach LA) und viele interessante Menschen getroffen. Eee PC News hat dies komplett umgekrempelt, denn inzwischen habe ich das Startup verlassen und bin einfach nur noch Blogger.

Von Beginn an hat er mit seinem Blog-Projekt großen Erfolg gehabt und konnte schon nach ca. einem halben Jahr davon leben:

Der Juli war fuer mich dann der Monat der Entscheidung. Im alten Job weitermachen oder sich voll auf Eee PC News konzentrieren? Die Kuendigung habe ich in 5 Minuten geschrieben und das Thema war durch. Also Behoerdenkram regeln, denn durch diese Aktion war meine Arbeitserlaubnis fuer die USA in Gefahr. Wochenlanger Schriftverkehr endet schliesslich in einem Journalisten Visum, welches in den naechsten paar Wochen endlich bei mir ist und mich dann wieder ueber den Ozean befoerdet. So schnell geht das, ich war von heute auf morgen professioneller Blogger, sprich ich bestreite hiermit meinen Lebensunterhalt.

Die ganze Geschichte der ersten Monate lässt sich in einer achtteiligen Serie nachlesen, die er zum einjährigen Bestehen seines Blogs im Dezember 2008 verfasst hat (#1, #2, #3, #4, #5, #6, #7, #8).

Ich finde es prima und bewundernswert, dass Sascha auf diese Weise mit viel Disziplin, Ausdauer und Enthusiasmus “sein Ding” durchgezogen und somit ein tolles Erfolgsbeispiel aufgebaut hat. Ich freue mich, dass es Leute wie ihn gibt, sodass wir nicht immer auf die USA oder andere Länder verweisen müssen, wenn von erfolgreichen Bloggern bzw. erfolgreichen neuen Nachrichtenseiten die Rede ist.

Vor diesem Hintergrund interessiert mich natürlich, wie jemand, der mit seinen Blogs nachweislich auch finanziell erfolgreich ist, mit dem Thema Social Media umgeht. Denn noch immer reden Viele von Social Media so, als handele es sich dabei um eine Art Extra oder nette Spielerei. Wie sieht das also jemand, der professionell bloggt und wie setzt er das Ganze konkret ein?

Vielen Dank auch nochmal auf diesem Wege an Sascha, der die folgenden Fragen gestern im Flugzeug beantwortet hat:

 

Interview

Wer seid Ihr und womit verdient Ihr Euer Geld?

Netbooknews.com und Netbooknews.de bestehen zur Zeit aus Nicole Scott, Roland Quandt und mir. Weiterhin gibt es in den Foren noch ein Team aus einer Handvoll Helfer, die dort die Diskussionen moderieren.

Zuerst verdienen wir natuerlich durch Werbeeinnahmen. Sprich Amazon, Google Adsense aber auch einiges an Direkt-Vermarktung (was ich generell fuer die Zukunft der Blogvermarktung halte. Vergesst all diese Vermarkter, die sich 30 oder noch mehr Prozent abzweigen, geht direkt auf die Firmen zu!). Hinzu kommen Reden auf Konferenzen und Messen, die natuerlich auch bezahlt werden.

Was ist Euer Ziel beim Einsatz von Social Media?

Social Media ist fuer uns von fundamentaler Wichtigkeit. Ohne Kanaele wie Twitter, Friendfeed oder Facebook (zum Teil auch Plurk, denn wir haben auch Leser in Asien), waere es uns unmoeglich, eine derartige Reichweite mit unseren Blogs zu erreichen. Unser Ziel war ganz klar, das Medium Blog sehr transparent zu gestalten (ueber meinen Twitter- und Facebook-Kanal wissen die Follower immer, wo ich mich gerade aufhalte und welcher Content auf sie zukommen wird) und natuerlich auch, um mit unseren Lesern in Kontakt zu treten. Ebenfalls haben wir mit Twitter den Absprung von den klassischen RSS-Readern geschafft, denn diese sind mir inzwischen zu langsam und unuebersichtlich geworden (bei etwa 500 Abos dauert es schon einmal ein wenig laenger, bis der Google-Reader “bootet”). Auf Twitter weiss ich umgehend, was gerade wichtig und relevant fuer unseren Content ist.

Reichweite und Interaktion. Das sind unsere Ziele beim Einsatz von Social Media.

Wie versucht Ihr, Eure Ziele mit Social Media zu erreichen?

Auf Netbooknews.com ist das Friendfeed-Widget ein elementarer Bestandteil der Seite. Hier aggregieren wir saemtliche Netbooknews, die in den sozialen Netzwerken auflaufen. Warum immer wieder den Content von anderen Seiten verwursten? Ab in den Friendfeed Room, Foto und Kommentar dabei und den Link zur Quelle setzen. Der FF-Stream geht dann zu unserem Twitter-Account, dann rueber auf meinen persoenlichen Twitter-Account und schliesslich nach Facebook.

Angereichert mit persoenlichen Tweets ergibt dies einen Content- und News-Teppich durch die wichtigsten sozialen Netzwerke und auch wenn die Anzahl unserer Follower es nicht mit irgendwelchen Twitter-Groessen aufnehmen kann (wir haben etwa 6.000 Follower ueber die diversen Netzwerke hinweg), ich weiss, dass die richtigen und wichtigen Multiplikatoren unsere Nachrichten lesen. Ob ich 100.000 SEO, SEM, Marketing Gluecksritter in meiner Followerliste habe oder aber die Tech-Redakteurer des Wallstreet Journals, Time Magazine oder The Guardian ist schon ein Unterschied.

Dafuer muss ich mich aber progressiv in diesen Netzwerken engagieren, passenden und moeglichst exklusiven Content liefern und das 24/7.

Wie messt Ihr Euren Erfolg beim Einsatz von Social Media und wie groß ist er?

Wenn wir wieder einmal eine exklusive News rausgehauen haben und ich mir dann anschauen kann, wie die Headline Twitter und die Techblogosphaere ueberflutet, dann weiss ich, dass wir alles richtig gemacht haben.

Natuerlich bringt uns Twitter Traffic und ist inzwischen unter den Top 10 unserer verweisenden Quellen, aber Twitter und Facebook, ja selbst Xing (obwohl ich da nie genau weiss, wie ich antworten soll, wenn ich wieder eine “Sehr geehrter Herr Pallenberg” Nachricht erhalten habe) bringen mir vor allen Dingen eines: Kontakte!

Hersteller und Medien nutzen Twitter mehr und mehr, um sich mit mir in Verbindung zu setzen. Im Juni hatte ich ein Interview im TIME Magazine und der Kontakt wurde via Twitter hergestellt.

Facebook ist bei vielen Lesern beliebt und diese suchen darueber auch persoenlichen Kontakt zu uns.

Wir stehen immer noch ganz am Anfang von Social Media und wer sich nun in den wichtigen Netzwerken engagiert, wird in 2 oder 3 Jahren die Ernte einfahren (ich denke wir machen das jetzt bereits). Die, die es nicht machen, werden als grosse Verlierer diese Wandels dastehen.

Wo findet man Euch im Social Web?

Twitter: @Nicole_Scooter@sascha_p@netbooknewscom@netbooknewsde

Friendfeed: http://friendfeed.com/saschapallenberg, http://friendfeed.com/netbooknews

Facebook: http://www.facebook.com/nicolescooter, http://www.facebook.com/pallenberg

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